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Populismus bei Erwartungen zur Demografie

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Der Entwicklung der Demografie werden national und international Vermutungen unterstellt. Annahmen, Populismus und Realitäten lassen viele Interessen und Ergebnisse entstehen.

Forschungen zeigen oft reale Entwicklungen auf. Vermutungen lassen irreale Erwartungen zu, die von Menschen gern aufgegriffen werden. Diese wollen damit ihr Weltbild bestätigen. Deutsche Institute für den Fachbereich der Demografie spezialisieren sich auf Statistiken, die vergangene Ergebnisse hochrechnen. Interdisziplinäre Bewertungen sind für Wissenschaftler in ihrem persönlichen Fachgebiet nicht „zugänglich. Ihre persönliche Erfassung krankt daran.

Wissenschaftler der „Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung“ bringen mehrere Elemente in Einklang. Diese räumen mit Erwartungen der „breiten Bevölkerung“ auf. Dabei greifen die Erkenntnisse von Biologen, Medizinern, Mathematikern und Statistikern ineinander. Das Deutsche Statistische Bundesamt, Wiesbaden, musste wegen  linearer Erfassungen in der Demografie im Jahr 2011 einen Zensus durchführen. Die registrierte  Zahl der Bewohner Deutschlands ist so um etwa 1,4 Millionen vermindert. Vorher waren durch Zweitwohnsitze Menschen bei der Zählung doppelt erfasst worden. Die Behörde wird erst 2018 mit ihrem ab November 2017 berufenen Vorsitzenden auf modifizierte digitale Bewertungen in der Demografie zurückgreifen.

Der Populismus kennt in den Sozialwissenschaften mehrere Phänomene. Als Schlagwort für einen spezifischen Stil in der politischen Rhetorik wird Populismus in der Forschung als Teil von Ideologien eingestuft (Decker, Frank; Der neue Rechtspopulismus, Opladen 2004). In der politischen Debatte ist Populismus oder populistisch ein häufiger Vorwurf, den sich qualifizierte Vertreter gegenseitig vorwerfen. Das ist der Fall, wenn sie Aussagen einer Gegenrichtung für populär, aber nachteilig halten. Dabei werden vermeintliche „Machteliten“ und Institutionen abgelehnt. Populismus will in unpolitischem Auftreten wirken und dieses mit „gesundem Menschenverstand“ (common sense) und der „Stimme des Volkes“ belegen. Damit kommt diese Polarisierung einer rechtsorientierten Ausrichtung nahe (Decker ebda.).

Um sich zu legitimieren, sprechen populistische Bewegungen oft direkt den Mehrheitswillen an. Das erfolgt durch Massenversammlungen, Referenten oder andere Formen der direkten Demokratie. Interessen der Gewaltenteilung oder die Rechte von Minderheiten bleiben meist unbeachtet (Torcuato S. Di Tella: Populism – Seymour Martin Lipset: The Encyclopedia of Democracy, (Washington, D.C 1995)). Merkmale von Populismus als Strategie sind emotionale Kampagnen, in denen vereinfachende Lösungen auf komplexe Probleme gegeben werden. Oftmals beinhaltet diese Form des Populismus eine opportunistische Politik, deren Hauptziel es ist, hohe Wähleranteile zu erhalten. Auf die Ausführungen im Untertitel  ist Bezug zu nehmen.

Dies kann auf Dauer zu einer profillosen Politik führen.  Parteiführer, die öfters als „Populisten“ bezeichnet werden, stellen sich als jene Politiker dar, die Tabuthemen berühren oder gewisse Erscheinungen bürgerferner Politik bekämpfen (Decker ebda.).

Mit diesen Vorgaben ist es solchen Bevölkerungsgruppen leicht Entwicklungen zu präjudizieren. Daraus werden wissenschaftlich nicht gedeckte, aber die angesprochene Bevölkerungsgruppe bestätigende Schlussfolgerungen gezogen. In diesem Beitrag werden für die Demografie relevante Statements vergangener Jahrzehnte nachvollzogen. Es soll Kongruenz zur Gegenwart gefunden werden. Beispiele zeigen Darstellungen, die in großer Breite von einseitig orientierten Wissenschaftlern und in der Folge von der Presse aufgegriffen worden sind. Begleitet wurden viele Darstellung mit Hinweisen auf „zweifelsfreie“ Ergebnisse mit insbesondere linearen Hochrechnungen.

In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde unterstellt, dass sich die Zahl der im Westen und Osten Deutschland lebenden Menschen zur Jahrtausendwende auf etwa 70 Millionen Bewohner vermindern würde. Nicht erst die Wiedervereinigung 1990 hätte Überprüfungen verlangt. Richtig war die Erkenntnis, dass mit breiter Einführung der Pille zur Geburtenregelung (ab 1966) die Zahl der Geburten ab 1969 abrupt gefallen ist. Unbeachtet blieben die regelmäßige Erhöhung der Lebenserwartung in Mitteleuropa von 2 – 2,5 Jahre pro Dekade seit 1900 – ohne Unterbrechung durch Kriege und Zuwanderungen. Die stetige Erweiterung der damaligen EWG, später EU, führte zur Zuwanderung von anderen Bevölkerungsgruppen. Diese nutzten die neue Freizügigkeit. Andere Staaten wie die Türkei mussten Abwanderungen von großem Umfang erkennen.

Sachstand ist, dass es seit 1950 bis heute keine Dekade gab, in der die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen zurückgegangen ist. Die Stagnation zwischen 2000 und 2010 wurde trotz des Zensus im Jahr 2011 bis 2015 mehr als ausgeglichen. In linearen Denkmodellen von Populisten fehlt die Recherche. Vorgefasste Meinungen verlangten die Anerkennung der Situation im Hinblick auf die Interessen der in Bezug auf die Behauptungen Betroffenen. Auf nachgewiesene Angaben wird nicht geschaut, weil sie nicht hinterfragt werden.

Viele Menschen der populistischen Gruppe definieren Jahre vorher übermittelte Angaben als unveränderbar. Diese Meinungen dehnen sich auf gebildete Personen aus, die sich nicht die Möglichkeit der qualifizierten Recherche zurechnen. Selbst bei Repräsentanten von Sendern mit Informationspotenzial werden falsche Informationen weitergereicht. Hierfür sind die Geburtenraten Deutschlands Beispiel. Seit 2009 gibt es in Deutschland einen Babyboom, der nicht an Verhütungsmitteln orientiert ist. Mit Ausnahme von einem Jahreswechsel steigen die Geburten jährlich im Durchschnitt von 5,5%. Im Jahr 2016 waren es mehr als 7,5%. Erfasst werden zunächst nur die in Kliniken Geborenen (96%). Die verbleibenden 4% zu Hause Geborenen werden erst in abschließenden Korrekturen erfasst. Als Zwischenbemerkung sind die bisherigen statistischen Erhebungen auf noch analoger Basis nicht zu akzeptieren, da sie lange Verzögerungen beinhalten. In Frankreich und Groß-Britannien liegen die Quoten schon jetzt über den deutschen.

Eine Besonderheit sind die Vergleichsmaßstäbe der Fertilität. Das ist die Erfassung der Geburten pro Frau pro Jahr. In 2009 wurde für Deutschland eine Quote von 1,39 ausgewiesen. Dabei konnten Änderungen nicht erfasst werden. Entscheidend ist für das Wachstum einer Bevölkerung die Zahl der Kinder pro Frau in ihrem Leben. In Deutschland bekommen Frauen im Hinblick auf „Karrierebetrachtungen“ Kinder später als früher. Diese Daten gehen nicht in die jährliche Fertilität ein.

Bei Betrachtung der Zahl der Geburten aller Frauen zwischen dem 15. und 50. Lebensjahr hat sich bis zum Jahr 2012 eine Fertilität von 1,62 errechnet. Die höchste Quote wird in Sachsen erreicht. Dabei nähern sich die bisherige Fertilitätsrate und die Geburtenzahl pro Frau mit Fortschreiten der Jahre an. Gleichzeitig hat sich die Differenz zwischen Geburten- und Sterberate stetig vermindert. Aktuell liegt diese bei etwas mehr als 100.000 pro Jahr. Bezogen auf die Jahreszeiten liegt die Geburtenrate in Deutschland seit 2016 in den Sommermonaten über der Sterberate. Für süddeutsche Städte liegt die Geburtenrate ganzjährig über der Sterberate.

In absoluten Zahlen hat die Zahl der Geburten in Deutschland einen neuen Höchstwert erreicht. Erfasst wurden für das Jahr 2016 etwa 792.000 Geburten. Das sind 7,5 % mehr als 2015. Im Jahr 2017 wird die Zahl von 800.000 Geburten deutlich überschritten werden. Basis der abrupt höheren Zahl der Geburten ist die höhere Geburtenrate bei Migrantinnen. In einigen Gebieten Deutschlands ist die doppelte Zahl von Männern zugewandert. Dies bedeutet, dass von dieser in Deutschland Asyl erlangten Personengruppe in den Folgejahren höhere Geburtenraten als bei in Deutschland Geborenen zu erwarten sind. Dem steht die niedrigere Lebenserwartung bei Migranten gegenüber. Diese wird sich beim Aufenthalt in Deutschland nach oben angleichen. Dort wohnten Ende 2016 82,8 Millionen Menschen. Darin sind etwa 450.000 noch nicht als bestätigte Asylbewerber registrierte – meist männliche – Personen nicht enthalten. Ende 2017 werden deutlich mehr als 83 Millionen Menschen Deutschland bewohnen.

Aktuelle Hochrechnungen gehen davon aus, dass die Zahl der Bewohner Deutschlands ab 2021 unabhängig von der Geburtenrate zurückgehen wird. Dies ist auch die Meinung der als Bezugspersonen genannten Populisten. Viele erwarten, dass Migranten in ihre Heimat zurückwandern werden. Für Syrer dürfte das stimmen. Verstärkte Zuwanderungen werden aus Afrika – Sub-Sahara – zu erwarten sein. Im Gegensatz zu den bisher bekannten Migranten werden diese nicht leicht zu steuern sein.

Deutschland hat parallel eine hohe Nettozuwanderung von aktuell etwa 200.000 Bewohnern pro Jahr aus der EU. Diese sind nicht zu überprüfen und damit uneingeschränkt! Das entspricht brutto etwa 900.000 Personen abzüglich Rückwanderer mit dem Ergebnis der genannten 200.000. Weiteres Zuwanderungspotenzial wird sich aus dem Brexit entwickeln. Für 2017 und 2018 sind jeweils 50.000, für 2019 bis zu 200.000 anzusetzen. Diese Menschen werden Schwerpunkte in Süddeutschland setzen.

Abschließend sei auf die in Deutschland zu erwartende Sterberate hingewiesen. Auf Basis medizinischer Entwicklungen wird in der nächsten Dekade mit deren abrupter Steigerung gerechnet. Diese Aussagen basieren auf den Daten der Munich RE, der größten Rückversicherungsgesellschaft der Welt.  Bereits 2004 sind die Wissenschaftler Raffelhüschen und Rürup von mittleren Lebenserwartungen ausgegangen, die bei 105 Jahren liegen werden.

Das kann nur aus mehr als den 2,5 Jahren Erhöhung der Lebenserwartung pro Dekade resultieren. Alle Versicherungsgesellschaften sehen deshalb die Sicherung der Altersrente als nicht gewährleistet. SPIEGEL und HANDELSBLATT haben unterstellt, dass heute bereits Menschen in Europa leben, die deutlich mehr als 100 Jahre alt werden (können). Nicht interdisziplinär denkende Biologen werden darauf hinweisen, dass die menschliche Zellteilung nur bis zum 120. Lebensjahr möglich ist. Dieses Thema wurde durch den Arzt Eckhard Alt am Klinikum Groß-Hadern (München) überholt. Die Zellteilung soll unendlich möglich sein.

Populisten sehen die Bedeutung der Demografie wie Mr. Trump. Sie erfassen die Realitäten nicht, mit denen Aktivitäten der Zuwanderer zu bewerten sind. Die Anreisen in und aus anderen Gebieten nach Deutschland sind differenziert zu betrachten.Die Bevölkerung Deutschlands wird sich weiter vergrößern. Wir können nicht mit den Illusionen von Populisten leben, nach denen Zugewanderte zurückwandern oder ausgewiesen werden. Deutschland wird in der Zukunft mit der Zuwanderung bisheriger Bewohnern Nord- und Zentralafrikas wachsen. Die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes wird sich mit mehr Bürgern, insbesondere Zuwanderern, weiter verbessern. Der Lebensstandard wird sich parallel dazu erhöhen. Die meisten Vorteile haben Populisten noch nicht erkannt.

  • Populismus bei
  • Erwartungen zur Demografie
  • SZ-17.48-1
Veröffentlichungsdatum: Samstag, 02.12.2017
Verantwortlicher Autor: Red. LG

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