Glücksritter in El Dorado – Ralf Simon, Gerhard Gollnick und Konsorten
Über die Bergung und den Besitz des weltweit wertvollsten Goldschatzes gibt es richtig Zoff! Im Streit: der Staat Kolumbien, in dessen Hoheitsgewässern das Wrack einer spanischen Galeone mit Namen San José liegt, die spanische Regierung, deren Ur-Ur-Ur-Ur-Großväter das Schiff auf die Reise schickten und natürlich die erfolgreichen Schatzsucher, die das 1708 gesunkene Schiff gefunden haben. Geschätzter Wert der Ladung aus Gold, Silber und Edelsteinen: ca. 17 Milliarden US-Dollar! Ob die Engländer noch mitmischen möchten? Schließlich haben Kanoniere ihrer Majestät den stolzen Dreimaster vor über 300 Jahren versenkt…
Spaß beiseite: Die Unesco hat mit allen Unterzeichnerstaaten eines Übereinkommens „… zum Schutz des Unterwasser-Kulturerbes“ klar geregelt, dass jegliche Bergung nicht ohne die Zustimmung des damaligen Flaggenstaates durchgeführt werden darf. So scheinen die Spanier in der Pole-Position.
Märchen aus 1.001 Nacht inklusive Betrug oder gigantischer Deal?
Ein weiterer Goldschatz ist derzeit in vieler Munde: Dieser soll im Keller eines Ex-Generals der libyschen Revolutionsarmee gehortet worden sein. Meinen die einen… Andere sagen, es wäre ein Politiker oder Geschäftsmann gewesen, der hier Goldbarren und Bargeld im Wert von über einer Milliarde Euro gesammelt hat. Wobei das eine das andere in Zeiten von Revolutionsführer Gaddafi nicht ausschließen würde. Der selbsternannte Konquistador soll Ralf Simon (60) sein, ein mehrfach verurteilter Betrüger, der wegen verursachter Millionenschäden bei Anlegern in Deutschland und Neuseeland gut 15 Jahre im Gefängnis absitzen musste. Im Knast hatte er genug Zeit, sich diese aberwitzige Anlegerstory auszudenken. Ist diese vielleicht sogar real? Fakt ist: Das vermeintliche Märchen klingt abenteuerlich – aber das Businessmodell funktioniert! Unter Mitarbeit diverser Helfershelfer wie dem selbstständigen Finanzberater Gerhard Wolfgang Gollnick (68) aus Überlingen am Bodensee, ein Ex-Manager der Elementum International AG.
Gier frisst Hirn!
Der bisherige Schaden von nicht eingehaltenen Darlehensvereinbarungen mit horrend hohen Renditeversprechen von bis zu 500% für die „Anleger“ dürfte sich aktuell im zweistelligen Millionen-Eurobereich bewegen. Motto: Gier frisst Hirn! Mit den Darlehen, so erklären Simon und Gollnick den Geldgebern, werden die Kosten für die „Bergung“ und Auslieferung des Schatzes an die Auftraggeber finanziert. Inklusive notwendiger „Schmiermittel“ für beteiligte öffentliche Protagonisten in der Türkei und Afrika. Kunde sollen, so wird kolportiert, zwei Verwandte des Libyers sein, der in den Wirren des arabischen Frühlings den Schatz noch rechtzeitig in ein Lagerhaus nach Abidjan an die Elfenbeinküste verbringen ließ. Bei den Recherchen tauchen immer wieder die Namen Barrie Fatmeh (49) aus Sierra Leone und Ordinaire Ahmed Oumar (46) aus Nigeria auf. Immer bewacht von Chef-Leibwächter „Yussif“. Gier frisst Hirn bezieht sich auch auf Simon, der mehrfach behauptet haben soll, an diesem Deal mit 30%, umgerechnet 400 Millionen Euro, zu profitieren.
Zusammenhang zwischen der Elementum International AG und Gerhard Gollnick?
Die Elementum International AG aus Schluein in der Schweiz bietet nach eigener Aussage „…den perfekten Ort für Ihren Schatz.“ Mitten in den Zentralalpen, im St. Gotthard Gebirgsmassiv, befindet sich das Hochsicherheitslager des international renommierten Unternehmens, das weder einen Edelmetallhandel noch sonstige Geschäfte realisiert. Ursprünglich hatten Schweizer Nationalbank und Regierung dieses Depot genutzt, das im zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Das Hochsicherheitslager garantiert seinen Kunden einerseits eine jährliche, unabhängige Inventur. Andererseits beim Gold durchweg Top-Qualität der Scheideanstalt Umicore, die auch für den Werttransport ins Lager verantwortlich ist. Und wer Gold kaufen oder verkaufen will? Hier helfen die neutralen Schweizer und verweisen mit ihrer Website auf „… die nationalen Elementum-Unternehmen…“, wo dem potenziellen Kunden beim Kauf und Verkauf von Edelmetallen geholfen wird.
Von 2007 bis 2011 war Gerhard Gollnick Geschäftsführer der Elementum International AG. Heute betreibt er als One-Man-Show die GGK-Brokers, Gerhard Gollnick Finanz- und Börsenberatung mit Sitz in Überlingen am Bodensee. Der ehemalige Top-Manager, gelernter Diplom-Kaufmann und Fachberater Finanzen IHK, war in der Folge Vermittler für die Elementum Unternehmensgruppe. So weit, so gut!
Weniger seriös und weitestgehend intransparent sind die weitergehenden Geschäfte, die der agile Gollnick aus dieser vertrauensvollen Kundenbindung kreiert. Der passionierte Hobby-Segler nutzt die positive Reputation seines Geschäftspartners Elementum und das Vertrauen der Investoren in „saubere“ Geschäfte für die höchst riskante Simonsche Schatzsuche, sollte es diese tatsächlich geben. Wobei viele Geschädigte mittlerweile an einen ausgesprochenen Fake, an eine Seifenblase glauben, denn die Rückzahlung der Kredite ist teils seit zwei Jahren überfällig. Ganz zu schweigen von den utopischen Renditeversprechen!
Es liegen diverse Mail-Korrespondenzen zu Darlehensverträgen für diese Schatzsuche vor, bei denen Erfüllungsgehilfe Gollnick seine Mails mit „Weitere Infos dazu unter www.elementum-ag.ch“ abbindet (und insofern die Reputation von Elementum für seine dubiosen Geschäfte nutzt)…
Wer investiert in dubioses Gold und wem gehört es tatsächlich, falls überhaupt vorhanden?
Und wem gehört dieser abenteuerliche Schatz, sollte es ihn tatsächlich geben? Der heutigen Regierung von Libyen? Der Elfenbeinküste? Den beiden afrikanischen Damen als Auftraggeberinnen dieser Schatzsuche? Ralf Simon und seinen Helfershelfern? Den bis dato geschädigten Darlehensgebern? Vielleicht ja auch der Schweiz oder Elementum International AG, sollten die Goldbarren im entsprechenden Depot ohne Absender abgelegt sein…
Stellt sich nur noch die Frage: Wer investiert eigentlich bei Simon, Gollnick sowie einem Anwalt aus Leipzig, der mit Simon verschwägert ist, in diese höchst dubiose Schatzsuche, die mit der Risikobereitschaft der Konquistadoren im mittelalterlichen spanischen Weltreich zu vergleichen ist?
Eine Unternehmensberatung aus dem Schweizer Kreuzlingen scheint hier intensiv zu recherchieren und zu liefern: Die Spezialisten für Prävention und Intervention von wirtschaftskriminellen Handlungen lassen verlauten, dass es sich um einen repräsentativen Querschnitt unserer Gesellschaft handelt. Angefangen bei Menschen mit Geld aus dem Berliner Rotlicht-Milieu und der professionellen Boxszene über ein Konsortium englischer Geschäftsleute bis hin zu Elementum-Kunden, u.a. auch aus der Segelszene am Bodensee und darüber hinaus beispielsweise ein Geschäftsmann, der seine Bitcoins zum Preis von damals 7.000 Euro verkauft und den erzielten sechsstelligen Eurobetrag dem Duo Simon/Gollnick anvertraut hat. Die Insider berichten auch von der Verwicklung alter DDR-Seilschaften aus Leipzig in das Projekt. Immer wieder fallen die Namen Roland Poser, Ex-Chef der Freien Deutschen Jugend und Prof. Dr. Noll. Insgesamt sollen über 50 Einzelpersonen oder Investorengemeinschaften Geld geliehen haben. Ohne dass bisher auch nur ein Cent zurückbezahlt wurde!
Elementum distanziert sich von Gollnick
Mittlerweile hat sich auch die Elementumgruppe bei unserer Redaktion gemeldet. Insofern ist festzustellen, dass mit den dort geschilderten Vorgängen nichts zu tun und hatte bis dato auch keinerlei Kenntnis davon. Die einzige Verbindung zu Herr Gollnick besteht darin, dass Herr Gollnick vor 11 Jahren Geschäftsführer der Elementum International AG war und der Vermittlervertrag bestand. Diesen Vermittlervertrag wird die Elementum aber infolge unserer Recherchen unverzüglich beenden.
Chapeaux unsererseits für die schnelle Reaktion! Hoffen wir das beste für die betroffenen Anleger.