Der finnische Premierminister Petteri Orpo hat auf einer Presekonferenz am Dienstag Russland beschuldigt, Migranten dabei zu helfen, illegal ins Land zu gelangen. Die Migranten werden mit dem Auto zur Grenze gebracht, bevor sie diese in kleinen Gruppen überqueren und Asyl beantragen. Finnland teilt eine 1.340 km lange Grenze mit Russland, die längste in Europa. Die Zahl der Übertritte ist zwar gering, jedoch in dieser Woche gestiegen. Grenzschützer haben etwa 89 Übertritte in zwei Tagen registriert, verglichen mit 91 in den letzten vier Monaten.
Matti Pitkaniitty, ein Oberst der finnischen Grenzschutztruppe, sagte der BBC, dass die Migranten Staatsbürger verschiedener Länder seien, darunter Irak, Jemen und Syrien. Sie seien zuvor legal in Russland eingereist, jedoch nicht berechtigt, das EU-Mitgliedsstaat Finnland zu betreten. Pitkaniitty fügte hinzu, dass russische Wachen üblicherweise niemanden ohne ordnungsgemäße Dokumente zur finnischen Grenze vorstoßen ließen, aber in den letzten Monaten ihre Politik geändert hätten. Viele Migranten überquerten die Grenze mit dem Fahrrad, um so eine Vereinbarung auszunutzen, die das Radfahren über die Grenze erlaubte. Letzte Woche verbot Finnland jedoch diese Praxis. Die meisten Aktivitäten wurden an den Grenzübergängen in Nuijamaa und Vaalimaa im Südosten Finnlands beobachtet.
Im Jahr 2021 überquerten Tausende von Migranten aus Nahost und Afrika die EU-Mitgliedstaaten Polen und Litauen, nachdem sie nach Belarus geflogen waren, einem engen Verbündeten Russlands. Die EU beschuldigte damals den belarussischen Führer Alexander Lukaschenko, Migration als „hybride Kriegsführungswaffe“ einzusetzen, um die EU zu destabilisieren.
Die bisher geringe Anzahl von Übertritten bleibe laut Pitkaniitty beherrschbar. Die finnischen Behörden haben zudem Möglichkeiten, falls die Übertritte zunehmen. Innenministerin Mari Rantanen erklärte am Dienstag, dass die finnische Regierung plane, die Sicherheit an der Grenze zu erhöhen. Der Weg über Russland in die EU sei sicherer als andere Routen, die von Migranten genutzt werden, wie die Überquerung des Mittelmeers mit dem Schiff, fügte Pitkaniitty hinzu. „Sobald sich dies herumspricht, könnten wir einen rapiden Anstieg der Zahlen sehen. Schmuggler und Migranten wissen nicht, wann die Gelegenheit endet.“